Der Aufstieg der chinesischen Autoindustrie und seine Auswirkungen in Europa 

1. Dezember 2023

Mit Boy Lüthje (Guangzhou) und Timo Daum (Berlin)

Seit dem Frühjahr 2023 ist China laut Medienberichten der größte Automobilexporteur der Welt. Schon im Vorjahr stieg die Zahl der von China exportierten Autos um mehr als 50 Prozent. Deutschland rutschte dadurch in der Rangliste der größten Exporteure auf den dritten Platz ab. China ist bereits seit einigen Jahren der größte Automarkt der Welt und führend im Bereich der Elektromobilität. Steigen nun auch chinesische Hersteller in das globale Oligopol der großen Automobilkonzerne auf, so wie dies zuvor japanischen und koreanischen Herstellern gelang? Wer gewinnt und wer verliert Marktanteile? Welche Rolle spielen die Elektrifizierung und die Digitalisierung für die Verschiebungen in der Branche? Und welchen Preis zahlen die lohnabhängig Beschäftigten in China und in Europa in dem sich verschärfenden Konkurrenzkampf? Wie verändern sich die Arbeitsbeziehungen in diesem Prozess? 2011 erfasste eine Welle von Streiks die chinesische Autoindustrie – wie hat sich die Lage in den Betrieben seitdem verändert? Inwieweit haben die Entwicklungen in China Einfluss auf die Lage in Deutschland? Wir wollen diese Fragen mit Prof. Dr. Boy Lüthje und Timo Daum diskutieren.  

Prof. Dr. Boy Lüthje ist Fellow des Instituts für Sozialforschung in Frankfurt am Main. Von 2015-19 hatte er den Volkswagen China Stiftungslehrstuhl für industrielle Beziehungen und gesellschaftliche Entwicklung an der Sun Yat-sen University in Guangzhou inne. Von 2020 bis 2023 war er Direktor des Technology and Industry Research Center des Institute for Public Policy an der South China University of Technology. Seine Forschung konzentriert sich auf die politische Ökonomie globaler Produktionsnetzwerke sowie auf die Entwicklung von Produktionsregimen und Arbeitsbeziehungen in China.   Timo Daum ist wissenschaftlicher Mitarbeiter der Forschungsgruppe „Digitale Mobilität und gesellschaftliche Differenzierung“ am WZB und promoviert an der TU Berlin. Seine geplante Dissertation trägt den Titel: „Abschied von Golf und Diesel. Die Rolle von Tesla bei der disruptiven Elektrifizierung einer Branche“.