Jour Fixe: Chinas Rolle im globalen Wasserstoff-Wettlauf
10. Mai 2024
Mit Jenny Simon (Universität Wien/Universität Kassel)
Aktuell boomt der Aufbau einer globalen Wasserstoffökonomie. Vor allem grüner Wasserstoff – hergestellt aus erneuerbaren Energien – wird als zentraler Energieträger in der Energiewende bewertet und soll künftig zur Herstellung von grünem Stahl, in der Chemieindustrie oder im Bereich Lastentransport und Verkehr eingesetzt werden. Allerdings geht es beim Aufbau des Wasserstoffmarktes nicht immer um Dekarbonisierung: Die Konkurrenz um den Zugang zu und dem Absatz von (grünem) Wasserstoff, Technologieführerschaft, Standardsetzung und neue Märkte für Produktionsanlagen und Anwendungstechnologien sind ebenso wichtige Faktoren wie Energiesicherheit oder neue Abhängigkeiten von transnationalen Infrastrukturen.
In der Situation geoökonomischer und geopolitischer Konkurrenz um die Ausrichtung des neu entstehenden Wasserstoffmarktes und dem internationalen Wettlauf um die Spitzenpositionen in den Produktionsnetzwerken des Wasserstoffsektors spielt die chinesische Ökonomie global eine zentrale Rolle: Der chinesische Staat verfolgt ambitionierte Ziele zum Aufbau eines Wasserstroffsektors. China ist dabei aktuell nicht nur Spitzenreiter im Export von Wasserstoff(derivaten) und global wichtiger Produktionsstandort von den zur Herstellung von Wasserstoff genutzten Elektrolyseuren. Auch in bestimmten Bereichen der Anwendung von Wasserstoff, wie der Chemieindustrie und dem Verkehrssektor, liegen chinesische Unternehmen im internationalen Vergleich auf den vorderen Plätzen. Europäische Industrieunternehmen erinnern bereits an das Debakel im Solarsektor, und die USA und die EU leiten auch gegen chinesische Konkurrenz gerichtete industriepolitische Maßnahmen ein. Grund genug, in unserem Jour Fixe der Frage nachzugehen, welche Rolle die chinesische Ökonomie in der Entwicklung des globalen Wasserstoffmarktes spielt und welche geopolitischen & geoökonomischen Konflikte damit verbunden sind.
Moderation: Uwe Hoering