Tagung: Arbeitskämpfe in der Plattform-Ökonomie am Beispiel von Essenskurieren in China und Deutschland

10. Dezember 2022

Im Zuge der weltweiten Ausbreitung von COVID-19 seit Anfang 2020 und der Verhängung von monatelangen Lockdowns in vielen Staaten hat die weitgehend kontaktlose Versorgung der Menschen mit Lebensmitteln und zubereiteten Speisen durch Essenskuriere einen enormen Aufschwung erfahren. Befördert wurde die Expansion von Kurierdiensttätigkeiten durch die Digitalisierung, die zunehmende Bereiche des Alltagslebens, der Wirtschaft und Arbeitswelt in vielen Ländern der Welt in den letzten Jahren erfasst und die mit der sogenannten Plattform-Ökonomie einen eigenen Wirtschaftssektor geschaffen hat.

Die durch digitale Plattformen vermittelte Arbeit zeichnet sich weltweit durch schlechte Löhne, das Fehlen von Sozialversicherungs- und Gesundheitsschutz sowie Repressalien gegen eine gewerkschaftliche Organisierung aus. Auch im Essensliefermarkt gehört die Umgehung arbeitsrechtlicher Schutzmaßnahmen zum Geschäftsmodell.

Die Konferenz will Essenslieferanten aus Deutschland und China (Festland und Hong Kong) zu einem Austausch über Arbeitsbedingungen und Arbeitskämpfe in ihren Ländern zusammenbringen. Dabei wird berücksichtigt, dass die Zustellung auf unterschiedliche Art geschieht – zu Fuß, mit dem Fahrrad, E-Bike, Moped, Motorrad oder auch Auto. Der Austausch soll die Unterschiede und Gemeinsamkeiten aufzeigen und die Art und Weise reflektieren, wie sich in diesem Sektor arbeitende Menschen organisieren und wie sie international zusammenarbeiten. Für sie als Teil der Arbeiterklasse stellt sich die Frage ihrer Organisierung: In Form traditioneller oder anarchosyndikalistischer Gewerkschaften oder in Kollektiven auch jenseits von Gewerkschaften.

Fragestellungen:

  • Wie hat sich die Essenslieferindustrie in Festland-China, Hong Kong und Deutschland in den letzten Jahren entwickelt?
  • Wie sehen die Arbeitsbedingungen von Essenslieferanten in Festland-China, Hong Kong und Deutschland aus?
  • Wie haben sie Arbeitskämpfe ausgefochten und Organisationsstrategien entwickelt?
  • Was sind dabei ihre Gemeinsamkeiten und Unterschiede in den zwei Ländern?

Programm:

9 Uhr

  • Peter Franke (Kritisches China-Forum), Thomas Sablowski (Rosa-Luxemburg-Stiftung): Begrüßung durch die Veranstalter
  • Simon Schaupp (Universität Basel): Überblick über die weltweiten Lieferdienste und die Plattformökonomie

9:20 Uhr 
Lee Yu (Hong Kong): Überblick zu den Essenslieferdiensten und der Lage der Arbeiter*innen in China

9:35 Uhr 
Au Gaawing (Riders’ Rights Concern Group, Hong Kong): Überblick zur Situation in Hong Kong

9:50 Uhr 
Simon Schaupp (Universität Basel): Überblick zur Situation in Deutschland
gefolgt von Fragen und Kommentaren der Teilnehmer*innen

10:30 Uhr
Berichte von Aktivist*innen zu den Arbeitsbedingungen und Arbeitskämpfen

11 Uhr 
Ein Beschäftigter eines Lieferdienstes auf dem chinesischen Festland
gefolgt von Fragen und Kommentaren der Teilnehmer*innen

11:30 Uhr 
Siutong (Hong Kong): Der Kampf der Beschäftigten bei Foodpanda in Hong Kong

12:15
Elmar Wiegand (Aktion gegen Arbeitsunrecht, Köln; ehemaliger Mitarbeiter von Flink)
Ein Beschäftigter von Gorillas, Berlin
gefolgt von Fragen und Kommentaren der Teilnehmer*innen

12:45 Uhr
Offene Diskussion und abschließende Bemerkungen

13:30 Uhr 
Ende der Konferenz

Die Konferenz wird organisiert von der Rosa-Luxemburg-Stiftung in Kooperation mit dem Kritischen Chinaforum